Kintsugi ist eine japanische Kunst und bedeutet sprichwörtlich "goldenes Zusammensetzen". Es handelt sich dabei um eine aufwendige Reparaturtechnik, bei der man zerbrochene Keramikschalen nicht verwirft, sondern erneut zusammenfügt. Die sichtbaren "Narben" werden anschließend mit echtem Gold bedeckt. Dahinter steckt die Idee, dass alle Dinge einzigartig sind und ein Bruch nicht das Ende bedeuten muss. Wenn dies kunstvoll mit Liebe und Aufmerksamkeit gelingt, kann aus der Unvollkommenheit des Zerbrochenen ein noch viel stärkeres, neues Gefäß entstehen. In der Kintsugi-Philosophie finden wir den Weg vom kritischen Perfektionismus hin zur Vollkommenheit durch Wertschätzung. Ähnlich der Heilung menschlicher Wunden, ist dies ein kontinuierlicher Prozess mit sich wiederholenden Ruhephasen, für den es wenig Abkürzungen gibt. In dieser Dynamik reift die Fähigkeit, innerlich zur Ruhe zu kommen und die Dinge anzunehmen, wie sie sind. Kintsugi als Haltung lehrt uns, im wohlwollenden Betrachten unserer selbst, die eigene Versehrtheit neu zu verstehen.
Wieder eine schöne Metapher für unser Leben. Es geht nicht um das Aussehen oder den Nutzen der Dinge. Es geht darum eine Geschichte zu erzählen, weil sie es wert ist. Bestimmt haben Sie auch solche Geschichten in Ihrem Kopf verankert. Ihre persönliche Geschichte: Das sind die Aspekte Ihrer Vergangenheit, die Ihrer Meinung nach entscheidenden Einfluss auf Ihre heutige Persönlichkeit und Ihre aktuelle Situation haben. Nur all zu oft werden dabei winzige Einzelerlebnisse zusammengesetzt zu unserer scheinbaren Gesamt-Realität. Und es liegt dann an uns, welcher Seite der Geschichte wir uns zuwenden: der positiven und bestärkenden, die uns Selbstbewusstsein schenkt oder der negativen, schwächenden, die uns immer kleiner werden lässt.
Du entscheidest, welche Geschichte du dir über dein Leben und deine Vergangenheit erzählst, indem du bestimmst, worauf du deine Aufmerksamkeit lenkst.
Christian Bischoff
"Er soll dir Ruhe und Gelassenheit bringen", sagte sie, "du kannst ihn dir so lange ausleihen, wie du magst." Und ich? Ich ließ meine Handtasche fallen, in der ihr Stein war. Und der Stein schlug unglücklich auf. Er war zwar nicht zerstört aber er hatte nun einen großen Sprung.
Als ich zu meiner Freundin zurückkam, weinte ich und gestand ihr: "Ich habe deinen besonderen Stein fallen lassen, den du mir ausgeliehen hast." Doch sie entgegnete: "Er ist nicht weniger wertvoll als vorher. Warum schämst du dich?" Ich antwortete ihr: "Weil mir solche Dinge immer passieren. Immer mache ich durch meine Unachtsamkeit schöne Dinge kaputt." Sie sagte: "Aber jetzt erzählt der Stein seine eigene Geschichte, die ihn noch ausdrucksvoller macht, als er vorher war." Ich dachte: "Ja - dennoch ich habe ihn kaputtgemacht".
Später brach der Stein dann ganz entzwei und ich konnte sein Innenleben erkennen. Es war wunderschön, hatte blaue Akzente und war mindestens so faszinierend wie sein Äußeres. An diesem Tag konnte ich erkennen: Durch mein Ungeschick hatte ich zwar den perfekten Stein zerstört, doch ich bekam auch einen Einblick in sein Inneres, eine neue Perspektive. Der Stein war neu. Eine andere Art von neu.
Das verzeihe ich mir am besten gleich mal selbst.
Karin Kuschik
Quelle: Klaus Motoki Tonn, "Die Schönheit und das Herz von Kintsugi"
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